Noch Tage nach dem Konzert wärmt sich mein Herz, während die Töne im Kopf wiederhallen und das Glücksgefühl die Brust füllt. Auf der Bühne des neu eröffneten Schlossgutsaales umhüllte uns die wunderbare Musik von Beethoven und Saint-Saëns und liess uns eine zeitlang alles Trübe auf der Welt vergessen.
Beethovens 8. Sinfonie, vom Dirigenten Joel auswändig dirigiert, ist voller Lebensenergie. In allen Sätzen spürt man eine mitreissende Fröhlichkeit und positive Kraft, sehr passend zu unserem hervorragenden jungen Dirigenten. Die Musik versetzte Spielende und Zuhörende in eine ganz eigene Welt.
Unglaublich flink und voller Energie waren besonders auch die Finger der begabten Pianistin Yana Uzunova. Das 2. Klavierkonzert von Saint-Saëns beginnt mit einer höchst virtuosen Solokadenz. Diese Virtuosität und Wucht zieht sich durch das ganze Werk. „Die Finger der Pianistin huschten so schnell über die Tasten, dass diese zu verschwimmen schienen“, meinte ein sehr beeindruckter Konzertbesucher.
Als Surprise strömten aus den Zuschauerreihen Sängerinnen und Sänger hervor. Sie rundeten mit dem Schlussteil der Fantasie von Beethoven für Klavier, Solostimmen, Chor (Vida Vocal und Zuzüger) und Orchester das gelungene Konzert ab. Da riss es auch die Zuhörenden von den Sitzen, und sie gaben uns Standing Ovations. Danke euch vielmals für diese tolle Rückmeldung!
Man kann es gar nicht beschreiben, man muss es gesehen und gehört haben: die glasklaren Töne der Violonistin Nevena Toscheff in Mozarts G-Dur Konzert, egal ob leise oder laut, ob sanft oder wild. Sie bringt es fertig, den leisesten Ton so klar zu spielen, dass die ganze Kirche erzittert. Mit virtuosem mozartlichem Übermut spielte sie auch die schnellen Sätze ausgezeichnet. Für das Orchester natürlich eine grosse Herausforderung, diese ausgezeichnete Solistin zart und klar zu begleiten, aber Nevenas Freude an unserem Orchester übertrug sich auch auf unser Spiel.
Eingerahmt war das Violinkonzert von Mozart von zwei reinen Streicherwerken. Das Werk Melangia des katalonischen Komponisten Enric Morera ist melancholisch und mystisch zugleich, ein Werk, das je mehr man es hört, desto besser gefällt. Die Streicherserenade von Max Bruch ist ein wunderbares Werk, das mit der Schönheit seiner schlichten Melodien hoffentlich nicht nur die Musizierenden in die wunderschöne Landschaft von Schweden versetzt hatte. Das Werk vereint Volkstänze und Liebeslieder. Mir als Cellistin ist vor allem die immense musikalische Kraft des 2. Satzes stets von Neuem durch den ganzen Körper geströmt. Aber auch die tänzerischen Sätze waren ein spritziger Genuss zum Spielen.
Auch wenn die Kirche dieses Mal nicht voll besetzt war (aus Gründen des sommerlichen Wetters, der ungenügenden Werbung oder der vollen Terminkalendern?), war das Publikum sehr erfreut an unserem Konzert und die Musizierenden waren stolz auf das Ergebnis ihrer Arbeit.
Chorgesang und Orchesterklänge – eine wahrhaft Räume füllende Musik. Zusammen mit den beiden von Moritz Achermann geleiteten Chöre Suppléments musicaux und Laltracosa durften wir das majästetische Werk von Händel aufführen: die coronation anthems. George Friedrich Händel komponierte dieses geistliche Chorwerk 1727 als Auftragswerk für die Krönung des britischen Königs Georg II. Auch wenn wir nicht im Westminster Abbey spielen durften, so lockten wir doch sehr viele Zuhörende in die Petruskirche in Bern und die reformierte Kirche Münsingen.
Glanzpunkte waren aber auch die Sopran-Arie Piangero la sorte mia aus Händels Giulio Cesare in Egitto (HWV 17), wunderbar und emotional gesungen von Emilie Inniger, und die Tenorarie Comfort ye – Ev’re valley shall be exalted aus Händels Messiah (HWV 56), zart und klar vorgetragen von Moritz Achermann. Gemeinsam sangen die beiden zudem das Duett As steals the morn aus Händels L’Allegro, il Penseroso, ed il Moderato, wo auch die schönen Klänge der Oboe und des Fagotts einem ins Herz drangen.
Beruhigend für die wegen des Krieges in der Ukraine aufgewühlten Seelen waren die beiden Werke von Tavener. Das eindrückliche Chrowerk Song for Athene verlangte aber von den Celli und Kontrabässen viel Durchhaltevermögen auf ihrem liegenden F. Das nur vom Streichorchester gespielte Werk The lamb ist eigentlich ein vertontes Gedicht über das Lamm Gottes, ein ganz zartes Stück mit viel Tiefe.
Hoffnungsvoll in dieser schwierigen Zeit sollte uns die Zugabe stimmen, bei dem auch das Publikum aufgefordert war, mitzusingen: dona nobis pacem – gib uns Frieden!
Wir bibberten, ob wir das Konzert trotz Corona-Massnahmen und möglichen Erkrankungen durchführen können. Uns und den vielen Zuhörerinnen und Zuhörern erschien der klangvolle Abend daher als noch viel grösseres Geschenk. Jeder einzelne Ton wurde genossen – mit den Ohren, den Händen und den Augen. Joel Zeller verzauberte nicht nur die Spielenden mit seinen sprechenden Händen und der strahlenden Mimik, sondern auch die Zuschauenden.
Mit der Ouvertüre La clemenza die Tito, Mozarts letzte Oper, packte das Orchester die Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Dvoraks Tschechische Suite begann mit leisen Tönen und entführte die Anwesenden in die idyllische Landschaft von Tschechien, liess tänzerisch-luftige Sprünge ertönen und endete mit einem für Celli und Bratschen virtuosen voluminösen Satz.
Highlight waren auch unsere sehr begabten Solisten Nevena Tochev (Violine), Maxime Ganz (Violoncello) und Yana Uzunova (Piano), deren Zwiesprache in Beethovens Triple Konzert imponierten. Der eher bedürftigen Akustik des Saales zum Trotz spielten die Solisten so filigran, dass man jeden Ton mit den Händen greifen konnte.
Danke allen Zuhörern, die dem gewaltigen Sturm am Sonntag Nachmittag getrotzt und den Weg in die Kirche auf sich genommen haben. Leider gab es auch Interessierte, denen gerade dieser Sturm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Für Sie beschreibe ich nun hier unser Konzert.
Nach langer Probepause haben wir uns in hochkonzentrierten Proben wieder einander angenähert und ein sehr vielfältiges Programm erarbeitet: Die Monochromes des katalanischen Komponisten Ricard Lamote de Grignon sind ein wirklicher Hörgenuss, mit seinen wunderschönen leisen Melodien und den kräfigten Rhythmen im dritten Satz. Der Cellist Samuel Justitz spielte die Werke von Tschaikovsky (Nocturne, Melodie) und Paganani (Mosesvariationen) mit Genuss, Feingefühl und Können. Mit seinem Lächeln und seiner offenen liebevollen Art hat er uns mitgenommen in eine Welt der wunderbaren Celloklänge. Mit der Mozartsinfonie am Ende durften wir den Zuhörern nach der langen Wartezeit ohne Orchesterklänge ebenfalls eine grosse Freude machen.
Das Konzert darf ohne Übertreibung als sehr gelungen bezeichnet werden. Das kam sicherlich davon, dass wir Musizierenden einfach riesen Freude hatten, wieder mal für unsere Zuhörenden spielen zu dürfen.
Wie wir das gemeinsame Musizieren vermisst hatten! Seit dem 21. April können wir endlich wieder zusammen proben, zumindest in grösseren Gruppen, und uns auf das erste Konzert mit dem neuen Dirigenten Joel Zeller vorbereiten. Wir hoffen, dass wir mit den geltenden Beschränkungen und Massnahmen am 20. Juni in der reformierten Kirche Münsingen auftreten können.
Voraussichtlich dürfen wir nur 100 Zuhörer*innen begrüssen. Daher ist eine Anmeldung zwingend erforderlich. Bitte melden Sie sich mit Name, Adresse und Telefonnummer an bei Petra Redmond: petraredmond@gmx.ch oder 079 549 42 15. In der Kirche gilt Maskenpflicht.
Aktuelle Informationen werden laufend auf dieser Webseite aktualisiert werden.
Fête de la musique 2020 in coronabedingt kleiner Orchesterbesetzung
Nachdem unsere Frühlingsmatinée ganz kurzfristig wegen Corona abgesagt werden musste, und die geplante Abendmusik im Juni wegen Probeverbot nicht zustande kam, konnten wir doch am 21. Juni zumindest ein paar von uns endlich wieder zusammen musizieren. Da die Konzerte zum fête de la musique ursprünglich im Paviollon des Schlossparks geplant waren, waren wir coronabedingt gezwungen, unser Orchester stark zu reduzieren, da sonst der empfohlene Abstand nicht hätte eingehalten werden können. In drei Proben stellten wir ein breites Programm auf die Beine von Klassik über Romantik bis zum Tango.
Während wir auf grösstmöglichen Abstand zwischen uns achteten, aber trotzdem noch so, dass wir einander hören konnten, genoss das recht zahlreiche Publikum von Jung bis Alt die Musik bei herrlichem Wetter. Das gemeinsame Musizieren und Zuhören hatte uns allen gefehlt – vive la musique!
Die Tickets für das Abschiedkonzert waren schon Anfang November komplett ausverkauft. Dementsprechend voll war der Schlossgutsaal am 11. Dezember 2019. Sogar an der öffentlichen Hauptprobe war der Saal fast voll besetzt. Viele wollten Hans Gafner noch mal in seiner Rolle als Dirigent sehen, sein Engagement spüren und sein Schaffen mit dem Orchester Münsingen hören.
Begonnen hat Hans Gafner seine Karriere mit Bach und damit begann auch sein letztes Konzert. Obwohl Bach heutzutage mit kleinerer Besetzung und meist mit alten Instrumenten gespielt wird, war es für Hans Gafner wichtig, das ganze Orchester, inklusive grossem Bassregister, an dem Spielerlebnis teilzuhaben. Daher war das Orchester umso mehr gefordert, leicht und locker oder spitz und knapp zu spielen.
Gafner’s Freundschaft und seine Begeisterung am Können von Pawel Mazurkiewicz war ausschlaggebend dafür, auch dieses Jahr wieder ein Klavierkonzert aufzuführen. Das Rachmaninoff Klavierkonzert op. 2 begeisterte nicht nur das Publikum, sondern auch die Spieler selbst. Ein Wehmutstropfen war leider, dass gleich zu Beginn des Klavierkonzertes eine Lampe zu surren begann. Dies war auf der Bühne und in den ersten Reihen gut zu hören und vor allem für den Solisten sehr irritierend.
Die Brahmssinfonie – ein für ein Laienorchester sicher gewagtes Werk – zeigte nun zum letzten Mal, was Hans Gafner jeweils aus seinen Musikern herauslocken konnte. Ein Feuerwerk von Emotionen, extreme Fortissimi und Pianissimi, wilde Läufe und wunderbare Melodien. Das Publikum war begeistert und honorierte Hans Gafner mit einem Standing Ovation.
Ende 2019 übergibt unser langjähriger Dirigent Hans Gafner den Dirigentenstab weiter an Joel Zeller. Der 30-jährige Berner ist beruflich Cellist und kennt die lokale Kulturszene sehr gut. Er leitet zwei Chöre und ist Fachlehrkraft an der NMS Bern. Im Februar/März hat er mit uns in 6 Proben ein anspruchsvolles Konzert erarbeitet und uns auch am Konzert selber überzeugt. Wir freuen uns, mit ihm dann das Orchester-Jahr 2020 zu starten.